Das neue World Handicap System

Alles, was Sie darüber wissen müssen

Die (Golf-)Welt wird ein immer kleinerer Ort. Was liegt da näher als die sechs unterschiedlichen länderspezifischen Handicap- bzw. Vorgabensysteme zu vereinheitlichen. Die USGA (United States Golf Association) und die R&A haben in Zusammenarbeit mit den entsprechenden internationalen Organisationen das World Handicap System (WHS) entwickelt, um die Spielstärke aller Golfer weltweit auf einfache und faire Weise miteinander vergleichen zu können. So sollen Spieler verschiedener Spielstärke auf jedem Golfplatz weltweit spielen und gegeneinander in Turnieren antreten können.

Seit 2024 gilt eine neue Berechung für handicaprelevante 9-Loch-Runden. Alle Details finden Sie weiter unten...

Das World Handicap System ersetzt alle sechs existierenden Vorgaben-Systeme weltweit

Wie lautet mein Handicap Index?

Am schnellsten erfahren Sie Ihren HCPI indem Sie sich auf www.golf-dgv.de mit Ihrem DGV-Ausweis registrieren. Nach erfolgreicher Registrierung wird Ihr HCPI angezeigt.


Die Berechnung im Überblick

Die Errechnung des Handicaps erfolgt beim WHS nach dem Durchschnitt der letzten maximal 20 handicaprelevanten Runden der letzten vier Jahre, oder weniger, wenn ein Spieler noch nicht so viele gespielt hat. Hierbei brauchen Spieler mindestens ein handicaprelevantes Ergebnis, damit sie ein Handicap erhalten. Der zur Berechnung herangezogene Index orientiert sich bei 20 Ergebnissen an den acht besten Scores. Liegen weniger Ergebnisse vor, ist auch die Anzahl der gewerteten Ergebnisse kleiner (s. weiter unten).

Der höchste Score, den ein Spieler sich beim WHS für die Handicapberechnung pro Loch verbuchen lassen darf, ist ein Netto-Doublebogey – also 2 Schläge mehr als man gemäß seinem Handicap für das jeweilige Loch benötigen sollte. Für die Turnierwertung zählt natürlich im Zählspiel immer noch jeder gespielte Schlag. Handicaps werden täglich aktualisiert.

Weitere Faktoren bei der Berechnung sind das Course Rating (Schwierigkeitsgrad des Platzes) und der Slope (Werte zur Umrechnung des HCP in das Playing Handicap) des Golfplatzes.


Wie wird der HCPI ermittelt, wenn ein Spieler weniger als 20 Score Differentials vorweisen kann?

Hat ein Spieler – vor allem zu Beginn seiner Golflaufbahn – nur wenige Spielergebnisse in seinem Scoring Record, wird der HCPI trotzdem auf der Basis dieser Score Differentials berechnet. Für die Berechnung wurde folgende Vorgehensweise festgelegt

 

Anzahl Ergebnisse
im Stammblatt
Berechnung des WHI/Gewertete Score DifferentialsAnpassung
1 - 3Das niedrigste Ergebnis bestimmt den WHI-2,0
4Das niedrigste Ergebnis bestimmt den WHI-1,0
5Das niedrigste Ergebnis bestimmt den WHIkeine
6Durchschnitt aus den besten 2-1,0
7 - 8Durchschnitt aus den besten 2keine
9 - 11Durchschnitt aus den besten 3keine
12 - 14Durchschnitt aus den besten 4keine
15 - 16Durchschnitt aus den besten 5keine
17 - 18Durchschnitt aus den besten 6keine
19Durchschnitt aus den besten 7keine
20Durchschnitt aus den besten 8keine


Das WHS legt mehr Wert auf die gegenwärtige Spielstärke als auf historische Leistungen. In Deutschland werden nur die Ergebnisse der letzten vier Jahre für die Berechnung herangezogen.

Gibt es weitere Besonderheiten bei der Handicap-Ermittlung?

Auf zwei Besonderheiten möchten wir an dieser Stelle hinweisen:

1. Außergewöhnliches Ergebnis
Wird ein Ergebnis eingereicht, das wesentlich besser ist, als das aktuelle Handicap des Spielers zum Zeitpunkt der gespielten Runden, wird der Handicap-Index zusätzlich um ein bis zwei Schläge nach unten korrigiert. Dies soll dabei helfen, das Handicap dem aktuellen Spielpotential des Golfers schneller anzupassen.

Anzahl Schläge, um die der Score Differential niedriger ist, als der Handicap Index des SpielersKorrektur für außergewöhnliches Ergebnis
7,0 - 9,9-1,0
10,0 und mehr-2,0

2. Cap
Damit der Handicap-Index aufgrund von einzelnen schlechten Ergebnissen nicht zu schnell ansteigt, wird der Anstieg gegenüber dem Low Handicap-Index der letzten 365 Tage begrenzt bzw. reduziert. Beim Cap-Verfahren gibt es zwei Schwellenwerte:

  • Soft Cap: Reduziert den Anstieg des Handicap-Index um die Hälfte, wenn dieser im Laufe eines Jahres um drei Schläge gegenüber seinem Low Handicap-Index angestiegen ist.
  • Hard Cap: Verhindert den Anstieg des Handicap-Index, wenn dieser im Laufe eines Jahres um fünf Schläge gegenüber seinem Low Handicap-Index angestiegen ist.


Die Handicap-Berechnung erfolgt also ohne Stableford-Punkte, zählen dann zukünftig alle Schläge?

Das World Handicap System sieht bei der Berechnung vor, dass gestrichene Löcher bzw. Löcher mit einem sehr hohen Score maximal mit einem Netto-Double-Bogey gewertet werden (s. oben). Das bedeutet übrigens weiterhin, dass der Ball aufgehoben und das Loch gestrichen werden kann, wenn kein Netto-Double-Bogey mehr erzielt werden kann und das Spielformat es zulässt (im Zählspiel werden bspw. Löcher immer zu Ende gespielt).

Wie werden 9-Loch-Runden gewertet?

Bei handicaprelevanten 9-Loch-Runden werden die für eine 18-Loch-Runde fehlenden Löcher hochgerechnet. Die Hochrechnung erfolgt über einen je nach Handicap feststehenden Wert. Die Kalkulation der individuellen Platzdaten entfällt. Zu dem über neun Löcher erzielten Ergebnis (SDgespielt) wird ein pauschaler Wert addiert, der einer Tabelle, der sogenannten 9-Löcher-SD-Ergänzungstabelle, entnommen werden kann (SDTabelle).

Die Berechnung erfolgt in Deutschland automatisch durch den DGV. Zur Veranschaulichung finden Sie im Folgenden die Formeln für die Berechnung und eine Beispielrechnung für einen männlichen Spieler mit einem HCPI von 22,1.

Gewertetes Bruttoergebnis (GBE) über die neun gespielten Löcher ermitteln
Dazu werden Löcher, bei denen das Netto-Doppelbogey (Par + Handicap-Schläge + 2) überschritten wurde, zur Wertung auf Netto-Doppelbogey reduziert. Eventuelle „Streichlöcher“ werden ebenfalls durch Netto-Doppelbogey ersetzt.

Beispiel-Scorekarte zur Ermittlung des GBE

Score Differential für die neun gespielten Löcher berechnen (SDgespielt)
Die Formel entspricht der Berechnung des Score Differentials für 18-Loch-Runden (s. weiter unten), GBE und CR sind dabei jeweils Neun-Löcher-Werte. Unter besonderen Umständen (z.B. witterungsbedingt schlechte Platzverhältnisse) kann eine Course Rating-Korrektur in die Berechnung einfließen. Diese Korrektur wird Playing Course Condition (kurz: PPC) genannt:

SDgespielt = (GBE – CR – PCC) x 113 / Slope

Beispielrechnung

Score Differential für die neun nicht-gespielten Löcher ermitteln (SDTabelle)
Zu dem SD über die gespielten neun Löcher wird nun ein statistisch ermittelter SD-Wert für die nicht gespielten neun Löcher ermittelt. Dieser Wert muss nicht individuell berechnet werden, sondern kann der Ergänzungs-Tabelle aufgrund des jeweiligen HCPI entnommen werden (s. Bild unten links). Dieser Wert entspricht dem Ergebnis, das der Spieler aufgrund seines Handicaps auf einem neutralen, also statistisch gemittelten Platz (Par 72, CR 72, Slope 113) voraussichtlich erzielen würde:

SDTabelle = ((HCPI x 1,04) + 2,4) / 2

Score Differential für 18-Löcher ermitteln (SD)
Zur Handicap-Berechnung im Scoring Record werden Ergebnisse über 18 Löcher benötigt. Dazu werden die beiden SD-Werte addiert (s. Bild unten rechts):

SD = SDgespielt + SDTabelle

Die so errechnete Summe wird im Scoring Record zur Handicap-Berechnung verwendet.

SD in der Ergänzungs-Tabelle
Berechnung des SD für 18-Loch

 

Was passiert bei abgebrochenen Runden?

Wird eine Runde vorzeitig beendet, entscheidet die Spielleitung, wie zu verfahren ist. Wurden mindestens 9-Löcher gespielt, können die Ergebnisse zur Handicap-Berechnung herangezogen werden. Um Handicap-schonendes Abbrechen bei schlechten Zwischenständen zu unterbinden, kann die Spielleitung einen Penalty Score (s. Glossar) vergeben.

Eine Beispielrechnung zum Bestimmen des Handicap Index (HCPI)

Die Basis für die Berechnung des Handicap-Index ist der so genannte Differenz-Score (Score Differential). Dieser ergibt sich aus dem Spielergebnis, dem Slope, dem Course-Rating des Platzes und dem Standard-Slope von 113. Die Formel ist der für die bisherige Spielvorgabe ähnlich:

Als Beispiel nehmen wir einen Par 72 Platz, mit einem Course-Rating von 71.5, einem Slope von 125 und ein gewerteten Bruttoergebnis von 96 Schlägen. Daraus ergibt sich folgende Berechnung:

Das Ergebnis wird auf eine Nachkommastelle gerundet, der Score Differential in unserem Beispiel beträgt also 22,2. Die letzten 20 Score Differentials werden zur Ermittlung herangezogen, wobei nur die besten acht Ergebnisse in die Berechnung eingehen. Der HCPI entspricht dem Durchschnitt dieser acht besten Ergebnisse.

Nehmen wir nun an, dass die acht besten Ergebnisse folgende waren: 22,2 / 24,8 / 23,7 / 20,5 / 21,3 / 30,1 / 24,3 / 22,4. Wir addieren diese Score Differentials also einfach und teilen das Ergebnis durch Acht. Daraus ergibt sich ein neuer Handicap-Index von 189,3 / 8 = 23,7.

Die äußeren Umstände der Runde können die Berechnung ebenfalls beeinflussen. Man spricht dann von der sog. Course Rating-Korrektur oder Playing Course Condition (PCC). Bei schlechten Witterungsverhältnissen ist der Course Rating Wert beispielsweise höher als unter normalen oder optimalen Platzvoraussetzungen. Aus diesen Aspekten ergibt sich ein sogenanntes "Playing Handicap" für den Spieler. Die Course Rating-Korrektur geht wie folgt in die Berechnung ein: